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Untergang Niedernatzungens

Datum Chronikeintrag: 1. Januar 1447

Im Laufe der Zeit hat sich der Ortsname Natzungen oft verändert. Wir finden die Schreibweisen Natusungen (1130), Nathesungen (1147), Nattesangen (1154), Nattesungien (1206), Natesungen (1224), -sunken (1231), -sunchen (1231), Natsungen. 1319 taucht zum ersten mal die Bezeichnung »Obernatzungen« (Overen Nathesungen) in den Urkunden auf. Obernatzungen muss das heutige Natzungen sein. Niedernatzungen (Nederen Nathesungen) wird bereits 1362 zum ersten mal genannt. Es lag in der Nähe des jetzigen Bahnhofs Borgholz, südlich der Eisenbahnstrecke. Doch bereits in einer Urkunde vom 6. Mai 1300 verkaufen der Knappe Werner, seine Ehefrau und sein Bruder, Knappe Sander, dem Knappen Barthold Schuwe drei Hufen in der Feldmark von superioris vylle Nathesungen, was soviel heißt, wie »oberes Dorf Natzungen.« Des weiteren verkauft Ritter Raven von Kalenberg in einer Urkunde vom 26. Dezember 1319 den Knappen Bertold und Dietrich, genannt Schuven, 5 Hufen in inferiori Nathesungen, was bedeutet: »unteres Dorf Natzungen«. Nun wird seit altersher in Natzungen zwischen einem Oberdorf und einem Unterdorf (in »Obernatzungen«) unterschieden, worauf die Urkunden hinweisen könnten. Doch haben die beiden »Ortsteile« keine eigene Feldflur. Auch dürfte ausgeschlossen sein, dass die Lage der Grundstücke in der Gemarkung zum einen am Oberdorf, zum anderen am Unterdorf, also einmal westlich und einmal östlich des Dorfes, damit gemeint war. Vielmehr ist zu folgern, dass die Feldfluren von Obernatzungen und Niedernatzungen angesprochen sind. Damit ist von Obernatzungen bereits 1300 und von Niedernatzungen schon 1319 zu lesen. Die Ortsnamendeutung im Zusammenhang mit der Sprachgeschichte bestätigt also die Vermutung, dass der Ort älter ist als seine Ersterwähnung. Die Untersuchung zeigt, dass Natzungen über 300 Jahre weiter zurück existend war.

Wie bereits angesprochen, werden Anfang des 14. Jahrhunderts ein Niedernatzungen und ein Obernatzungen erwähnt. Obernatzungen ist mit der Lage des heutigen Natzungen identisch. Niedernatzungen lag hiervon ca. 2 km örtlich südlich der späteren der späteren Eisenbahnstrecke Scherfede-Holzminden. Wann Obernatzungen und Niedernatzungen entstanden sind, ist ungeklärt, wie auch der sichere Untergang des Dorfes Niedernatzungen. Wahrscheinlich ist der Ort am Ende der Soester Fehde 1447 durch die zurückziehenden thüringisch-böhmischen Hilfsvölker des Kölner Erzbischofs zerstört worden. In einer Reihe zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen um die Macht im Lande hatte der mächtige Erzbischof von Köln, Dietrich Graf von Moers, versucht, mit Hilfe hussitischer Söldner die Stadt Soest unter seine Botmäßigkeit zu zwingen. Als die geworbenen Söldner gegen die Stadt nichts auszurichten vermochten, der Erzbischof ihnen daher auch den Sold nicht zahlen konnte, ergossen sie sich, auf dem Rückzug in ihre Heimat dem alten Ruhr-Diemel-Weg entlang in Richtung auf den Weserübergang bei Lauenförde. Hier nahmen sie sich durch Plünderungen und Verheerungen, das mit Gewalt, was ihnen nicht zuteil geworden war. Dabei zerstörten sie Sunnike, Eddessen, Lütkenbühne, Herberßen, Emmerke und Niedernatzungen. Auch Obernatzungen wurde verwüstet, muss aber alsbald wieder aufgebaut worden sein. Die Bevölkerung des nicht wieder aufgebauten Niedernatzungens hat größtenteils Aufnahme in der befestigten Stadt Borgholz gefunden. Flächenmäßig wurde das Gebiet von Niedernatzungen demzufolge zur Feldmark von Borgholz geschlagen. Die Flurbezeichnungen »Auf der alten Kirche« und ein Kreuz beim Hause Kühlert erinnern noch heute an den Standort der Kirche bzw. Kapelle von Niedernatzungen.

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