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Dreißigjähriger Krieg

Datum Chronikeintrag: 23. Mai 1618

Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich und in Europa, der als Religionskrieg begann und als Territorialkrieg endete. In diesem Krieg entluden sich auf europäischer Ebene der habsburgisch-französische Gegensatz und auf Reichsebene der Gegensatz zwischen dem Kaiser und der Katholischen Liga einerseits und der Protestantischen Union andererseits.

Als der tolle Christian 1622 in das Paderborner Hochstift einfiel, hatten auch die Einwohner in Natzungen durch Plünderungen Brandschatzungen und Drangsal stark zu leiden. Erbitterten Widerstand leisteten zwar die Bürger von Borgentreich in ihrer befestigten Stadt, mussten sie aber doch später aufgeben. Von brennendem Ehrgeiz beseelt, wollte Christian sein Talent als Heerführer unter Beweis stellen, indem er der protestantischen Sache durch Zuführung neuer Truppen aufzuhelfen suchte. Das Geld für die Besoldung der Regimenter, die er aufzustellen gedachte, versuchte er sich durch rücksichtsloses Requirieren und Plündern zu verschaffen. Hier im Ostteil des Hochstifts unternahm es Christian mit dem im übrigen Landesteil geraubten Geld neu geworbene Regimenter zu bilden. Oberst Carpzow hatte seinen Sitz in Warburg. Für das Regiment Fleckenstein warb Oberleutnant Bechermont in Brakel und Oberleutnant von Uslar suchte um Borgholz das Regiment zu Pferd »Weimar« aufzustellen. Die katholische Seite wollte im März 1622 durch den Grafen von Anhold das Gebiet wieder zurückerobern. Oberleutnant von Uslar konnte noch rechtzeitig der Einschließung in Borgholz entgegen, während die Kompanie seines Bruders in Natzungen gestellt wurde und 14 Mann verlor. Anhold musste aber vorerst nochmals vor Christian weichen.

Peckelsheim, Borgholz und Natzungen kamen bei diesen Angriffen verhältnismäßig gut davon. Borgentreich, das sich in Hoffnung auf Unterstützung der noch in Warburg weilenden Truppen des bayerischen Oberleutnants Erwitte wehrte, bekam aber den vollen Zorn des Braunschweigers zu fühlen.

Als dann Christian im April, über die Weser abziehend, das Bistum Paderborn verließ, kam es lediglich in Peckelsheim nochmals zu Plünderungen. Die nachsetzenden Truppen des Grafen von Anhold konnten aber nicht verhindern, daß Christian seine Regimenter vollständig über eine bei Höxter über die Weser geschlagene Brücke brachte.

Die ersten vier Monate des Jahres 1622 zählen zu den schlimmsten Zeiten, die insgesamt das Hochstift Paderborn in seiner reichen Geschichte erleiden musste. Wenn es heißt, Natzungen kam noch recht glimpflich davon, so mag das nicht darüber hinwegtauschen, dass Not und Elend die Bürger in besonders harter Form getroffen hatte, nur im Vergleich zu anderen Städten des Hochstiftes blieb Natzungen von direkten Kampfeshandlungen verschont.

Mit dem Eintritt des Schwedenkönigs Gustav Adolf auf protestantischer Seite rechnet man den Beginn des dritten Abschnitts des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1630. Nachdem Gustav Adolf dem Landgrafen Wilhelm V. von Hessen (1631 bis 1637) als treuesten Bundesgenossen die Einkünfte der Bistümer Paderborn und Osnabrück nebst der Abteien Corvey und Fulda und später sogar die Landesherrschaft über diese Gebiete zugesagt hatte, richten die Hessen und Schweden unter den hessischen Heerführern Major Joachim von Stolze 1631, »dem kleinen Jakob« 1632 und anschließend dem schwedischen Generaloberstleutnant Baudissin besonders auf dem Lande großen Schaden an. Pfarrer Radering von Borgholz nennt daher 1656 diesen Teil des Krieges Bellum Bauditiani, also »Bauditianischen Krieg«. Die Verhältnisse waren so schrecklich, dass der Borgholzer Pfarrer 1632 auf sein Amt verzichtete, weil ihm eine geregelte Ausübung seiner Pflichten unter der hessisch-schwedischen Besatzung unmöglich schien. Dem kaiserlichen General Götz gelang es dann, die Schweden aus dem Unterwaldischen Distrikt zu vertreiben, während sie sich bis 1638 noch im Oberwaldischen Distrikt halten konnten. Dieser Abschnitt des Krieges zog Natzungen in schwere, unmittelbare Mitleidenschaft. Wenn von den befestigten Städten Schreckensmeldungen überliefert sind, weil sie zu Widerstand in der Lage waren, was mag sich dann erst in den »offenen« Dörfern abgespielt haben. Zum Ende des Krieges war die Bevölkerungszahl von 24 Millionen auf 8 Millionen zurückgegangen. Natzungen hatte nur noch 208 Einwohner. Viele Häuser lagen in Schutt und Asche. An die Anwesenheit der Schweden in unserem Raum erinnert noch die Flurbezeichnung Schwedenbusch am Bannenberg.

 

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