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Der Barockaltar kommt nach Natzungen

Der Barockaltar kommt nach Natzungen

Datum Chronikeintrag: 10. Juni 1807

Der Zustand der Kirche hatte sich derart verschlechtert, daß sie als baufällig angesehen wurde. 1804 erfolgte der Abbruch des Kirchenschiffs; der alte Turm blieb stehen. Die Fundamente des Neubaues wurden rings um die Mauern der alten Kirche angelegt. Das neue einschiffige, rechteckige Bauwerk ist im inneren 21,50 m lang, 9,00 m breit und 8,00 m hoch. Die Bauleitung hatte der Paderborner Bauinspektor Ganzer. Als dieser die fast fertiggestellte Kirche im März 1807 besichtigte, trugen die Gemeindevorsteher Conrad Aufenanger und Johannes Mikes ihm vor, der Natzunger Gemeinde doch bei der Beschaffung eines neuen Hochaltars behilflich zu sein.

Wegen seine völligen Zerfalls könne der Hauptaltar aus der alten Kirche nicht mehr verwendet werden. Da die Gemeinde durch den Kirchenbau schon finanziell stark beansprucht sei, könne sie unmöglich auch noch für einen neuen Hauptaltar aufkommen. Hieraus kann entnommen werden, daß die Hauptkosten für den Neubau der Kirche von der politischen Gemeinde getragen worden sind, ohne aber daß sich daraus Rückschlüsse auf eine Baulastverpflichtung ergeben, denn es war festzustellen, daß die Pfarrei Natzungen die Mittel allein nicht aufbringen hätte können. Auf Hinweis von Bauinspektor Ganzer wenden sich am 2. April 1807 die Gemeindevorsteher an den Kriegs- und Domänenrat von Hartmann in Paderborn, mit der Bitte der Gemeinde Natzungen für die neue Kirche den Hauptaltar der säkularisierten Abdinghofkirche zu schenken. Von General-Vikar Dammers wird das Bittgesuch Natzungens befürwortet, soweit in Abdinghof der Altar überhaupt noch vorhanden sei. Bauinspektor Ganzer wird von Kriegsrat Hartmann am 2. Mai 1807 aufgefordert, anzuzeigen, ob ein entsprechender Altar in der Abdinghofkirche vorhanden sei. Ganzer gibt am 10. Mai 1807 Antwort und verweist darauf, daß der in der Abdinghofkirche von der protestantischen Gemeinde nicht benutzte Hauptaltar noch stehe und dieser, wenn man von seiner Höhe etwas abnehme, in die Natzunger Kirche völlig passe. Obgleich der Altar veräußert werden soll um mit dem erzielten Betrag zur weiteren Einrichtung der protestantischen Kirche abzutragen, hat Ganzer geschickt vermerkt, dal die Gemeinde Natzungen ca. 2.300 Reichs-taler für den Bau ihrer neuen Kirche beigesteuert habe und keine weiteren Kosten für einen neuen Altar übernehmen könne. In diesem Zusammenhang wird der ungefähre Betrag, den die Gemeinde für den Kirchenneubau leistete, bekannt. Nach Aufforderung durch Hartmann gibt Ganzer am 25. Mai 1807 den ungefähren Wert des Altares mit 30 Reichstalern an, weil das Holzwerk schon sehr wurmstichig ist und lediglich das Gemälde des Altares noch von einigem Wert sei. Am 30. Mai 1807 überläßt Hartmann den Altar der Gemeinde Natzungen unentgeltlich und erteilt dem Verwalter des Klosteramtes Abdinghof Ziegenhayn den Auftrag, den Altar den beauftragten Natzungern zu übergeben. Die Vorsteher Aufenanger und Mikes holen den Altar am 10. Juni 1807 von Paderborn ab. Lediglich ein Stempelgeld von 18 Groschen hat die Gemeinde Natzungen zu hinterlegen.

Der Altar wurde im Jahre 1692 von P.G. Brüll angefertigt. Das Altarbild »Die Anbetung der Heiligen Drei Könige« malte Johann Georg Rudophi ebenfalls 1692. Auf dem Gemälde hat sich Rudolphi vermutlich selbst porträtiert in der Reihe hinter den drei Weisen, rechts hinter König Caspar zurücktretend. Bei der Säkularisation wurde auch das Minoritenkloster in Herstelle aufgehoben. Die Klosterkirche wurde 1828 abgebrochen, das Inventar verteilt. Von den beiden Glocken kam eine nach Natzungen.

Barockaltar von 1692. Foto um 1915.
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